Die kurze "Geschichte" des Taschenfernsehers
Eine Chronologie über die Entwicklung taschengerechter Fernsehgeräte
1947: Ein echter Visionär aus Frankreich |
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Im Jahr 1947 drehte J. K. Raymond-Millet den 24-minütigen Kurzfilm "Das Fernsehen von morgen" (La télévision, oeil de demain), in dem es - unglaublich! - vor Taschenfernsehern nur so wimmelt. Inspiriert von einem Essay des französischen Schriftstellers, Drehbuchautors und Journalisten René Barjavel zeigt der Film u.a. die Entwicklung des Fernsehens in einem "transportablen Taschenformat". Auf YouTube findet man sowohl den kompletten Streifen, als auch einen 4-minütigen Taschenfernseher-Ausschnitt. Das durchaus realistisch dargestellte portable Fernsehgerät erinnert allerdings ein bisschen an eine historische Signaltaschenlampe :-) |
1963: Die Raumfahrt als Motor der Miniaturisierung |
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Von kleinen Fernsehern, winzigen Kassettenrekordern und sogar von elektronischen Computern in der Größe eines Buches träumt K. C. Kirkbride in der Zeitschrift Mechanix Illustrated im Mai 1963. Der Motor all dieser Überlegungen: Natürlich die Technik der Zukunft, sprich, die Raumfahrt. Das Problem: Die leider arg begrenzte Nutzlast. Damit man nun trotzdem möglichst viel Gelumpe mitnehmen kann, müssen die Sachen halt kleiner (und leichter) werden. Deshalb feilt man bei RCA schon am ersten Taschenfernseher. Leider sind die Details noch streng geheim. Oder frei erfunden? Aber kaum 5 Jahre später schafft es ein Foto des Zukunftsfernsehers (rechts) doch tatsächlich die Funkschau. |
1964: Vier Zoll von SONY |
1965: Acht Minifernseher im Test |
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Minifernseher sind "in"! Im Februar 1965 testet die Fachzeitschrift Popular Science acht Geräte der untersten Gewichtsklasse. Zwar wiegt selbst das leichteste Modell stattliche 2,7 Kilogramm, geht aber als "gut tragbar" durch. In den Geräten werkeln zwischen 24 und 32 Transistoren, die Bilddiagonale liegt zwischen vier und neun Zoll, das entspricht 10 bis 23 cm. Servicefreundlichkeit und Empfangsgüte werden durchweg gelobt, lediglich in Sachen die Stromversorgung ist der Weisheit letzter Schluss offenbar noch nicht gefunden: Oftmals sind Akkus nur rund 50 mal aufladbar, und mit herkömmlichen Trockenbatterien kostet eine Stunde Fernsehen gerne mal 40 Cent. Die Kaufpreise der Geräte liegen zwischen 150 und 200 Dollar - soviel kosten auch ausgewachsene Portables. Den vollständigen Artikel gibt's hier als PDF-Datei. |
1966: Prototypen, Flache Träume und Micro-Visionen |
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Im Jahr 1966 wagt sich ein offenbar hoch motivierter Entwickler
bei Motorola an das Thema Taschenfernseher. Über den
Prototyp alias Tiny Tim TV wird
einiges bekannt: 1-1/8 Zoll Bildschirmdiagonale, 29 Transistoren, Betrieb über 4
Batterien, Energieverbrauch 1,5 Watt (davon die Hälfte für die Heizung der
Bildröhre). Leider verstirbt der Ingenieur, noch bevor er seinen Arbeitgeber von
den Marktchancen seiner Erfindung überzeugen kann. Zum Glück ist das Ergebnis
seiner Arbeit wenigstens ausführlich dokumentiert. Einige Jahre später werden auch die deutschen Zeitschriftenleser eingeweiht - die Funk-Technik berichtet. |
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In ihrer Februarausgabe 1966 berichtet die Zeitschrift Popular Mechanics vom Durchbruch in Sachen Flachbildschirm: Nicht nur in Farbe soll er sein, sondern sogar von beiden Seiten einsehbar! Zu verdanken haben wir diese Bildröhren der Intertel Corporation in Los Angeles. Der Popular Mechanics Redakteur Larry Steckler hat sie wirklich gesehen, so schreibt er, in Farbe und Schwarzweiß, mit jeweils 6 Zoll (15 cm) Diagonale. Das bunte Bild wird übrigens durch die Mischung von nur zwei Grundfarben erzeugt: rot-orange und blau-grün. Bald schon wird es die ersten tragbaren Fernsehgeräte mit dieser Technologie geben, zu Preisen zwischen 150 und 200 Dollar. Den vollständigen Artikel gibt's schon jetzt als PDF-Datei. |
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Eine unscheinbare Zeitungsannonce unbekannter Herkunft berichtet über den Sinclair Microvision Pocket TV Receiver, das Highlight der Radio and TV Exhibition 1966. Die Abmessungen des recht kantigen Prototyps: Gerade einmal 10 * 6,5 * 5 cm. Das Gerät soll schon im folgenden Jahr erhältlich sein. |
1967: Holzmodell oder technische Meisterleistung? |
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Vielleicht funktioniert er ja tatsächlich, dieser SONY Ein-Zöller, über den die Zeitschrift Popular Electronics im Oktober 1967 berichtet. In einem Jahr (oder ein bisschen später) soll das Gerät im Handel erhältlich sein, vermutlich im Preisbereich um 200$. Das war damals echt ein Haufen Geld. Aber bestimmt würde er bald billiger, wenn denn viele davon verkauft werden. So steht es in der interessanten Cover Story von Leslie Solomon zu lesen. |
1968: Die Japaner kommen ... |
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Und schon ist er auch in Deutschland zu sehen: SONY, einer der ganz großen im Geschäft mit der Unterhaltungselektronik, zeigt auf der Hannover-Messe 1968 ein Mini-Fernsehgerät mit einer 1-Zoll Bildröhre. So wie aussieht, schafft es das Gerät leider nicht bis in die Serienfertigung. Die Abbildung entstammt einem Artikel der Zeitschrift Funkschau. |
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Der Matsushita-Konzern, hierzulande besser bekannt mit seiner Marke Panasonic, zeigt im Sommer 1968 die ersten Muster des Minifernsehers National TIC-300. Das Gerät misst 82 * 44 * 137 mm und wiegt ohne Batterien rund 600 Gramm. Leider ist es aufgrund technischer Einschränkungen vorerst nur in Japan sinnvoll einsetzbar. Weitere Details verrät uns die Funkschau. |
1970: National Panasonic macht den Anfang |
1976: Auch die Schweizer dürfen träumen |
1977: Sir Clive Sinclair's Einstieg / Der Blick in die Zukunft |
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"In wenigen Jahren werden Taschenfernseher ebenso allgegenwärtig sein, wie Transistorradios und Taschenrechner". Ohne den Erfinder, Unternehmer und Visionär Sir Clive Sinclair hätte es vermutlich nie einen Mini-Fernseher aus europäischer Produktion gegeben. Die erste käufliche Frucht seiner langjährigen Bemühungen ist der Sinclair MTV1, ein ziemlich teurer Multinorm-Fernseher mit konventioneller Bildröhre (von AEG-Telefunken) für den "Prestigemarkt". Kostenpunkt: 200 Pfund bzw. 400 US-Dollar. Hören Sie den Erfinder persönlich über sein Meisterstück plaudern.
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Ob eine konventionelle Bildröhre langfristig das richtige für Taschenfernseher ist? Zur Internationalen Funkausstellung 1977 in Berlin präsentiert Hitachi den Liquid Crystal TV, ein noch ziemlich unförmiges Labormuster eines Fernsehers mit Flüssigkristall-Bildschirm (Abbildung: Funkschau). Verschiedenen Quellen zufolge hatte das Schwarzweißdisplay eine Diagonale von knapp 6 Zoll (120 * 90 mm). Die insgesamt 82 * 109 = 8.938 Pixel konnten jeweils eine von 16 Graustufen darstellen, die Reaktionszeit lag bei gemütlichen 200 Millisekunden, das Kontrastverhältnis zwischen 10:1 und 20:1. So schreibt es zumindest die Zeitschrift Electronics im Mai 1977.
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